Gewitzt der Junge

Mann oh Mann war das ein heißes Wochenende. Hier in Delmenhorst sind wir dahingeschmolzen. Leider konnte ich das gute Wetter aufgrund von kleinen bis mittleren Wehwechen nicht so recht ausnutzen und verbrachte die meiste Zeit innerhalb unserer 4 Wände. Ich glaube, Nicolas war nicht bös drum, denn wo ihm bereits in seinem Spieledschungel der Schweiß von der Stirn lief, waren es in seinem Kinderwagen gefühlte 40°Grad – gestaute Luft – kein Wind. Trotzdem, irgendwie fehlte was… daher kam der abendliche Anruf meiner Mama genau richtig. Nach dem üblichen Wortwechsel „Wie gehts?“ / „Was machen deine Jungs?“/ „Gibt’s was Neues?“ eröffnete sie mir, dass sie morgen (also Montag nach dem Wochenende) mit meiner Schwester und ihren Kidis zum Strand fahren würden. „Och wie schön“, dacht ich noch so bei mir, „da weht bestimmt ein laues Lüftchen, da lässt es sich gut aushalten.“ Meine Mama machte auch gleich den Vorschlag, ob ich denn nicht mitkommen wolle – naja, eigentlich hatte ich schon andere Pläne. Nachdem wir das Telefonat beendet hatte, dachte ich noch mal gründlich über die Alternative (in der Sonne brutzeln und Meerluft schnuppern :  Nicolas die letzte Schluckimpfung verabreichen) nach. Ich entschied mich meine Mama davon in Kenntnis zu setzen, dass sie auf mich zählen können, ich werd mich gleich morgen früh, nach Nicolas Morgenflasche, auf den Weg nach Hooksiel machen. Die 1 Stunde Autofahrt wird sich lohnen. 

Gleich „morgen früh“ wurde dann zu 8.40 Uhr, weil Kind fertig machen, mich fertig machen, alle nötigen Klamotten zusammenpacken doch länger dauert, als man das so im Kopf annimmt. Trotzdem freute ich mich riesig, da ich morgens schon gleich nach dem Duschen wieder zerfloss und auch Nicolas beim Trinken seiner Flasche Schweißperlen auf der Stirn hatte. Mein Weg führte mich von der Autobahn direkt zum Strand – naja, fast – ich musste noch bei der Tanke halten, weil mir Stefans Wagen auf halber Strecke mit dem Leuchtsignal „Sprit wird knapp“ drohte, was wiederrum zusätzliche Schweißperlen auf meiner Stirn verursachte. Lange Rede, kurzer Sinn. Ich bin nach 1 Stunde 15 Minuten an meinem Ziel angekommen. Und mich empfing: Wind! Achja, und Wolken! Kurzum, es war kalt!   ….   

Hmm, so hatte ich mir das eigentlich nicht vorgestellt. Aber trotzdem habe ich Sack und Pack aus dem Auto geräumt und mich als Packesel auf den Weg zum Strand und somit zu meiner Schwester gemacht. Neo, mein Neffe, empfing mich schon kurz vor dem Lageplatz. Naja, ein herzlicher Empfang war das eigentlich nicht. Er rannte mir entgegen, sah mich, drehte sich um, um dann seiner Mama zuzurufen, dass „Sie“ da sei. 🙂 Nachdem ich alles abgeladen hatte, bin ich auch sogleich mit dem Kleinen ins Watt. Nicht ganz sofort, weil Neo musste erst noch ein paar Kekse futtern. Meine Schwester hatte für ihn leckere Leibnitz Kekse in Tierform mitgenommen. Und mit jeden Griff in die Tüte wurde sogleich gefragt: „Was ist das denn?“ oder festgestellt „Guck mal, ein Schaf, Löwe, Hase…“ was er halt so in der Hand hielt. Leider fiel ihm bei der Aktion auch einmal ein Pinguin in den Sand. Den er aufhob, betrachtet und für sich beschloss, dass er zu dreckig ist, ihn zu essen und ihn wieder zurück in die Tüte beförderte. Neo ist mittlerweile 2 3/4 Jahre alt, aber echt auf zack. Somit war unsere kleine Wattwanderung, nach der Keksstärkung auch mit lauter Fragen und Belehrungen seinerseits geschmückt. Er zeigte mir Krebse, die man aber nicht anfassen dürfe, sonst machen die „Knips – Knips“ und Wattwurmhäufchen, Steine und Muscheln. Algen, die er noch nicht kannte, wollte er allerdings dann doch noch nicht anfassen 😉

Nun komm ich zum eigentlichen Teil meiner Story. Muss schon sagen, die Einleitung ist ausschweifender geworden, als beabsichtigt :oops:. Zurück am Strand war es mittlerweile angenehm warm und Nicolas machte sich so langsam auch mal bemerkbar. Ich machte also eine Flasche für unseren Sohnemann fertig, während meine Schwester dem heranrollenden Wasser entgegen lief. Neo war derweil wieder mit seiner Hauptaufgabe beschäftigt: Kekse betiteln und essen! Als ich Nicolas so auf dem Arm hatte und ihm die Flasche gab, gelüstete es mich auch mal nach einem Keks. Neo teilt nämlich immer sehr gerne. Also fragte ich ihn, ob er mir denn auch einen Keks geben würde. Neo wühlte in der Tüte und zog einen Keks heraus und hielt ihn hoch.

„Willst du eine Eule?“

„Ja, gerne“.

Doch während meiner Antwort war der halbe Keks schon in seinem Mund verschwunden, den er dann aber schnell wieder rauszog.

„Ja?, die Eule?“, fragte er mit schräggestelltem Kopf

„Ähmmm… nee, jetzt nicht mehr, die hattest du ja schon im Mund. Gib mir doch einfach einen Keks aus der Tüte. Musst ihn mir aber direkt in den Mund legen, ich hab ja keine Hand frei.“ 

„Einen Löwen?“

„Neo, ist mir egal welches Tier. Bitte, einfach einen Keks in meinen Mund.“

„Einen Pinguin?“

„Ja, gerne auch einen Pinguin“ *seufz*“

Neo griff nochmals gezielt in die Tüte, machte ein paar Schritte um die Decke herum, um mir mit ausgestrecktem Arm den Pinguinkeks direkt in den Mund zu legen.

„Mmmm, danke Neo“, nuschelte ich mit vollem Mund

„Der ist aber dreckig!“, erwiderte Neo völlig trocken

„WAS? Wieso das denn?“, fragte ich und merkte schon die Sandkörner zwischen den Kekskrümeln.

„Der ist mir vorhin da runtergefallen.“, und zeigte auf die Stelle wo vorhin der Pinguin lag.

„Aha, und dann gibst du ihn also mir.“, sagte ich kopfschüttelt und grinsend

„Mhmm“, antwortete Neo und nickte eifrig mit dem Kopf.

Ich finde ein Foto von dem Jungen untermalt seine Schlitzohrigkeit. Also, das ist der kleine Mann:

Wenn die Einleitung schon so lang war, dann darf die Erzählung ja hier jetzt nicht einfach so abbrechen. Es gibt zusätzlich den wohlverdienten Schlußteil. 

Leider mussten sich Dany (meine Schwester), Pia (meine Nichte, 5 Monate), Neo (zu genüge bekannt), Nicolas (mein Sohn 5,5 Monate) und ich mittags schon wieder auf dem Heimweg machen, damit der Junge noch was zu Essen bekommt und eine kleine Mittagspause machen konnte. Am Nachmittag wollte wir wieder herkommen. Die Sonne war mittlerweile auch öfter vor den Wolken als dahinter und so war es muckelig warm als wir den Strand verließen. Voller Vorfreude auf den Nachmittag. Nach der kleinen Pause haben wir also wieder unsere 7 Sachen zusammengepackt und auch noch unsere Mama eingesackt und wieder auf zum Strand. Der Parkplatz war voll, der Strand war voll, das Meer war nun auch da, nur eins das fehlte: Die Sonne. Die Wolkendecke war nun so dicht, dass wenig Hoffnung bestand, dass wir die Sonne heut nochmal zu Gesicht bekommen würden. Angesichts der Tatsache, dass wir uns an der Nordsee befanden, wehte dazu noch ein recht frisches Lüftchen, um es mal milde auszudrücken. Im Bikini in der Sonne brutzeln war nicht. Aber immerhin konnte man es in kurzen Klamotten und nem Kaffee ganz gut aushalten. Die Babys wurden halt in Handtücher gewickelt und Neo durfte das Oberteil seine Mami als Ganzkörperoutfit (siehe oben) anziehen, da Badehose und Shirt bereits nass geworden sind. Am Abend gabs bei unserer Mama noch ein lecker Matjesbrötchen und dann hab ich auch schon wieder die Heimreise angetreten. Fazit des Ausflugs war: Für einen Strandausflug, wie man sich ihn vorstellt war der Tag ein Flop. Aber für die Zeit, die ich mit meiner Familie verbracht habe, hat sich die Fahrt auf jeden Fall gelohnt! Jederzeit wieder.

In Delmenhorst von der Autobahn abgefahren musste ich dann auch gleich zu meiner Rechten einen gestürzten Motorradfahrer sehen, der aber schon wieder auf den Beinen das Gespräch mit einem Autofahrer suchte. Da der Wagen vor mir an der „Unfallstelle“ oder um was es sich handelte, stehen blieb, bin ich weitergefahren. Einmal abgebogen und um eine etwas langgezogenere Kurve gefahren, traute ich dann wirklich meinen Augen nicht. Da lagen mitten auf der Straße 3 Gören, die, als sie mich heranfahren sahen, sich zur anderen Straßenseite rollten. Die ganz rechts stand noch auf und winkte mir. Zu sehen bekam sie nur einen mehr als verdutzten Gesichtausdruck und ein fragendes WTF-Kopfschütteln. Gerade dran vorbeigefahren, fragte ich mich, ob es nicht meine bürgerliche Pflicht sei, anzuhalten und eine spießige Moralpredigt abzulassen. da war ich aber auch schon zu weit vorbei. Als mir allerdings ein kleiner Corsa entgegen kam, gab ich ihm eine warnende Lichthupe. Somit hatte ich meinem Gewissen eine kleine Genugtuung verschafft…In der Wohnung angekommen, mit Stefans Hilfe wieder Sack und Pack (man, was hatte ich an diesem Tag viel geschleppt) nach oben getragen, mich vor den PC gesetzt und??? Genau, geölt wie am morgen. Denn hier war es den ganzen tag bullig warm gewesen und das spürte man immer noch am Abend.

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