Smalltalk oder was?!

An einem Montag, der, nach einem wunderschönen, sonnigen Wochenende, eher trübe trist und etwas regnerisch daherkam, machte ich mich auf den Weg zum einkaufen. An der Fleischtheke lies ich mir mein Gulasch von dem freundlichen Fachverkäufer in kleine Stückchen schneiden – das braucht etwas Zeit. Da fängt der Gute an vor sich hinzureden.

„Wo sind denn jetzt die 18° C, die heute morgen im Radio versprochen wurden?“

Nicht sicher, ob er mich meinte oder seine Kollegin, die hinter ihm rumwuselte, grinste ich nur nett. Seine Kollegin reagierte mit:

„Ach ja, 30° C, das wär was feines!“

Ich grinste derweil immer noch nett und nickte beiläufig. Woraufhin sich der schnibbelnde Fachverkäufer wieder zu Wort meldete:

„Ach, so 26° C, eine leichte Brise, das wär doch echt was feines. Und nicht so wie es draußen jetzt ist!“

Noch immer grinsend erwiderte ich:

„Ja, im Juni dann vielleicht wieder.“

Freundlicher Fachverkäufer (nicht mehr schnibbelnd, sondern mir mein Gulasch überreichend):

„Ja, wenn wir Glück haben, nech.“

Stirnrunzelnd verließ ich die Theke und fragte mich, was das gerade war. Der klägliche Versuch eines Smalltalks oder tatsächliches Bedauern des ach so schlechten Wetters.

Meine Gedanken bei diesem kurzen Wortwechsel waren jedenfalls folgende:

„Wo sind denn jetzt die 18° C, die heute morgen im Radio versprochen wurden?“

„Hmm… so kalt ist’s draußen doch gar nicht.“

„Ach ja, 30° C, das wär was feines!“

WTF? Es ist FEBRUAR! ES IST WINTER!“

„Ach, so 26° C, eine leichte Brise, das wär doch echt was feines. Und nicht so wie es draußen jetzt ist!“

„Hallo??? Bin ich im falschen Film, oder was? Es ist noch nicht mal Frühling und außerdem musst du doch heute eh arbeiten und könntest das Wetter gar nicht genießen.“

„Ja, wenn wir Glück haben, nech.“

„Mhmm, immer schön pessimistisch bleiben.“

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Eine fast unendliche Geschichte

Kurz vor meinem Geburtstag erinnerte mich ein Beitrag von Markus auf seinem Blog an meine Fahrschulzeit. Und das waren beileibe keine angenehmen Erinnerungen.

Die theoretischen Stunden verbrachte ich Abends mit dem linken Arm in Gips, was meine ersten Fahrstunden etwas hinauszögerte. Darüber war ich sogar sehr glücklich, weil ich damals sehr unsicher über mein fahrerisches Können war. Ich hätte meinen Führerschein noch nicht mal aus eigenem Antrieb gemacht, wenn nicht meine Ex-Frau darauf gedrängt hätte, um meine beruflichen Perspektiven zu verbessern. Und die waren so mies, dass die sich tatsächlich mit einem Führerschein nur verbessern konnten…

Jedenfalls war ich bei der gleichen Fahrschule wie meine Schwägerin und die empfahl mir auch einen Fahrlehrer:

„Nimm den Volker*, der ist toohtaaaahl nett!“

Was ich zu dem Zeitpunkt nicht wusste, war das der Volker wirklich toohtaaahl nett war. Leider eben nur zu blonden jungen Mädchen. Ich war weder blond, noch ein Mädchen. Und auf Jungs stand der ehemalige Berufssoldat auch nicht so, weshalb seine pädagogischen Maßnahmen sich zwischen Mädchen und Jungs fundamental unterschieden.

Mädchen = ruhig und geduldig, nett, einfühlsam

Jungs = nun ja…das Gegenteil

Das heißt, beim kleinsten Fehler lief sein Kopf rot an, die Adern im Halsbereich schwillten auf ein bedenkliches Maß, er ballte die Fäuste und schrie in einer Lautstärke, die dem Golf 3 an die Grenzen seiner Schalldruckbelastungsmöglichkeit brachten…

Man muss sich das so vorstellen. Da sitzt ein heranwachsender 21-jähriger (Zivildienstleistender, Idealist), der den Führerschein machen muss, um Geld verdienen zu können, aber Angst vor den anderthalb Tonnen Stahl hat, die er mit einer für Menschen rein körperlich nicht zu erreichenden Geschwindigkeit von 50 km/h zwischen anderen sich mehr oder weniger Erfahren haltenden Verkehrsteilnehmern bugsieren soll in einem Golf 3 neben einem ehemaligen Berufssoldaten Ende 30, dessen patriarchalisches Grundprinzip schon dadurch gestört ist, da er nur mit (s)einer Frau sich regelmäßig begattet und diesen Frust an den unschuldigen jungen Männer die ihm unterkommen noch regelmäßiger rauslässt. Und das anderthalb Stunden lang.
Naja…nicht ganz. Nach vierzig schweißtreibenden Minuten steuerten wir meist ein größeres Einkaufscenter an und pflanzten uns dort in ein Café um selbigen zu konsumieren. Für mich hätte ein Kamillentee sicher mehr gebracht, aber egal. Dort unterhielten wir uns ganz ruhig ein Viertelstündchen lang über Dieses und Jenes. Also meist Themen, mit denen ich nicht mit ihm übereinstimmte. Dies ließ er mich die letzte halbe Stunde im Golf 3 auch wieder spüren…

Treffpunkt war meist auf dem damaligen Jute-Gelände vor dem Jute-Center – die alteingesessenen Delmenhorster werden sich erinnern – und es kam das eine oder andere Mal vor, dass ich kurzfristig absagte oder mich (einmal) im Jute-Center versteckte, um bloß nicht an diesem Tag den Blitzableiter von Volker zu spielen. Deshalb habe ich immernoch ein breit gefächertes Wissen über Vitragen-Stangen…das Jute-Center war ein Einrichtungshaus und zwischen den Vitragenstangen konnte ich mich perfekt verstecken. Kein Kapitel meiner Jugend, auf das ich heute besonders stolz bin.

Und ich war wirklich nicht der Einzige der leiden musste. Gelegentlich holte man nach der Fahrstunde den nächsten Schüler ab und wurde dann nach Hause gebracht. Dort wurde dann der Jüngling genauso nach allen Regeln der Bundeswehr-Kunst zusammengebrüllt.

Aber hey! Ich habe irgendwie durchgehalten und nach einer gefühlten Ewigkeit, na gut, es WAR eine Ewigkeit mit über 30 Stunden neben Volker nahmen wir dann einen Prüfer mit, der nach 25 Minuten genug von dem ganzen Theater hatte und mir den Führerschein nicht aushändigte. Allerdings nicht wegen meiner fahrerischen Qualitäten, sondern weil mein Name auf dem Lappen falsch stand. An dem Tag war Volker über alle Maßen hilfsbereit, zeigte körpernah mit seinen Händen die Befehle an (Blinken, rechts schauen, links schauen), um auch ja seine niedrige Durchfallquote niedrig zu halten. Danach meinte er nur trocken:

So gut wie heute habe ich Dich noch nicht erlebt. Du hättest Dir einige Stunden sparen können, wenn Du immer so gut gefahren wärst.

Darauf ich:

Und ich habe Dich noch nie so ruhig erlebt wie heute.

Wegen des Führerscheins kam ich in den Genuß, am nächsten Tag mit Volker nach Wildeshausen zu fahren, um meinen korrigierten Lappen abzuholen. Vor uns, auf einem Motorrad, der nächste Leidtragende, der sich das Gebrüll sogar über Kopfhörer reinziehen musste. Ein Grund, warum ich keinen Motorradführerschein gemacht habe. Diese Steigerung der Höllenqual – und ich dachte, dass wäre schon der neunte Kreis gewesen – konnte und wollte ich mir nicht antun.
Bei der Führerscheinstelle legten wir dann meinen Lappen vor und die Angestellte fragte mich, was daran nicht in Ordnung wäre. Meine Antwort:

Wie viele Menschen haben Sie kennengelernt, die StAfan hießen?

Im Ernst?! Ich glaube, dass war das erste Mal, dass ich in aller Öffentlichkeit eine Gesichtspalme gemacht habe.

Besonders in Erinnerung blieb mir jedoch eine Situation während einer Nachtfahrt. Wir durchstreiften bei einsetzender Dunkelheit das östliche Oldenburger Land, irgendwo im Niemandsland, wo ich dachte, dass ich niemals wieder nie nicht hinkommen würde (bis ich ein paar Jahre später als Taxifahrer im östlichen Oldenburger Land meine Ausbildung finanzierte). Es ging über Land und so zeigte der Tacho die vorgeschriebene Geschwindigkeit für außerhalb geschlossener Ortschaften an. Dabei schossen wir an Häusern vorbei, die direkt an die Straße gebaut waren. Ich denk noch bei mir

Ganz schön gefährlich, hier Tempo 100 zu fahren, wenn die Häuser so dicht an der Straße sind.

da erkannte ich noch im Blickwinkel ein gelbes Ortsschild. Allerdings die Rückseite eines gelben Ortsschildes. 😯
Ein schneller Blick nach rechts, wo Volker ganz ruhig da saß und im ebenso ruhigen Ton sagte:

Na, hast Du jetzt auch gemerkt, dass wir gerade zu schnell fuhren?

Das war das einzige Mal, dass Volker mich für einen Fehler nicht anbrüllte…vielleicht blieb er deshalb in besonderer Erinnerung?!

*Name geändert!

Blind Sugar Jones

Nehme ich so hin.

 

Und Ihr?

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Vorbereitet

Der Kleine kann kommen.

Und die Gäste ebenfalls. 😉

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Wiedereinführung

Am Montag geht es endlich wieder zur Arbeit. Ich glaube selber nicht, was ich da gerade schreibe. 😉

Die letzten drei Wochen waren denkbar ereignisarm, aber was erwartet man auch, wenn man den ganzen Tag zu Hause sitzt liegt und die Tage so gar nicht vergehen wollen? Manch eine(r) glaubte sogar schon, dass die Funkstille was mit Steffis Schwangerschaft zu tun hat. Hat es aber nicht, Steffi ist immer noch schwanger.

Nächste Woche bekommt sie dann schon mal einen kleinen Vorgeschmack auf die Zeit danach. Denn dann darf sie mit mir in aller Herrgottsfrühe aufstehen, den Verband wechseln und sich dann wieder hinlegen.

Ich werde dann auf der Arbeit von meinen Kollegen neu angelernt, um kurz danach wieder in Elternzeit zu verschwinden. Damit dürfte ich das Urlaubspensum mancher Leser hier schon deutlichst überschritten haben, ohne einen Tag Urlaub genommen zu haben. Aber rückblickend auf meine letzten drei Wochen hätte ich mir das gerne anders gewünscht…

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