Ein Wochenende muss nicht immer erholsam sein. Und das kann man von diesem auch nicht behaupten.
Samstag, 9 Uhr in Delmenhorst:
Der Erzeuger trifft ein, wir packen die Sachen in mein Auto, legen eine zusammengestellte Meister-CD ein und fahren janz balante die A1 Richtung Süden. Kein Stau, Regen oder sonstige Hindernisse. Um kurz vor elf machten wir noch eine kleine Tank- und Pinkelpause und schrieben meine Nichte über Facebook an, dass wir in gut 20 Minuten eintreffen würden.
20 Minuten später standen wir bei Alisa vor der Tür. Und standen vor verschlossener Tür. Nach zwei- oder dreimaligem Klingeln tat sich nichts und wir gingen davon aus, dass das gesamte Haus unterwegs ist. Wir hatten uns ursprünglich ja für 12 Uhr angemeldet. Von daher stellten wir uns ans Auto und schnackten noch etwas. Nach knapp fünf Minuten gingen dann doch die Rolladen hoch und Alisa gewährte uns Einlass.
Eigentlich wollten sie ja nicht am Vortag übertreiben. Eigentlich… 😉
Nach einem kurzen Imbiss ging es los. Da ich außer den Westfalenhallen keinen wirklichen Plan hatte, nahmen wir Alisas Vorschlag dankbar an. Die wollte uns zum Borsigplatz führen. Das war vom Hauptbahnhof gut zu Fuß zu erreichen, nur leider war dort überhaupt nichts los.
Das wollten wir ja auch nicht, also sind wir mit dem Bus wieder zum Bahnhof zurück und von dort aus in die Stadt. Dieser Umweg kostete uns eine gute Stunde und somit waren die Möglichkeiten, einen trockenen Sitzplatz zu ergattern bei Nullkommanullpointnull. Da war es bereits drei Uhr und unsere Kehlen schrien nach Flüssigkeit.
Wir tingelten in der Innenstadt herum und suchten verzweifelt eine Örtlichkeit
– mit Blick auf eine Leinwand, wo das Spiel übertragen wird (oder die Chance darauf hat, einen Blick zu erhaschen)
– wo man trocken bleibt (oder die Chance darauf hat)
– wo man regelmäßig was zu trinken bekommt (oder die Chance darauf hat)
– und sitzen kann.
Und zwar in der Reihenfolge.
Als die Hoffnung schon aufgegeben wurde, es war halb vier und die Stadt pickepacke voll, kamen wir an einer Tapas-Bar entlang, wo unter einer überdachten Fläche vier freie Sitzplätze waren. Die Außenfassade bestand aus großen Glasfenster (und Türen), drinnen eine große Leinwand, auf die wir direkt schauen konnten (wenn das Volk innen sitzen blieb) und draußen huschte eine Kellnerin rum. Da bekam man glatt Pipi in den Augen vor so viel Glück.
Die Kellnerin kam und ich gleich
Zwei Weizenbier bitte. Und was trinkt ihr?
Das erste Glas Der erste Becher sollte erstmal die drohende Dehydrierung verhindern. Nur so viel: Es war ganz schön knapp. 😉
Was zu futtern bestellten wir auch noch, während wir uns auf das Spiel konzentrierten. Unser Interesse ließ nach dem Führungstreffer der Hessen dann etwas nach, aber dank der Aufholjagd der Borussen konnte ein schöner Saisonausklang gefeiert werden. Gegen sieben Uhr, mittlerweile waren wir wieder etwas durch die Stadt geschlendert um die Party-Atmosphäre aufzusaugen, entschlossen wir uns für einen geordneten Rückzug nach Bochum, um im Bermuda-Dreieck weiterzufeiern. Vielleicht einen Sieg von Lena beim ESC?
Gegen acht Uhr und einer Portion Currywurst-Pommes – und einer irrsinnig witzigen, nur leider kaum wiederzugebenden Unterhaltung mit einem Frankfurter Bochum-Fan – später, schlugen wir Wurzeln in der nächsten Tapas-Bar. Mit reichlich Cuba Libre wurde der Alkoholpegel stetig in die Höhe getrieben, der den ESC leider nicht erträglicher machte. Viele der Beiträge waren schlicht Grütze. Davon war Lenas Beitrag noch einer der besseren, doch uns war nach der Darbietung klar: Das wird nichts. Hier wurde die Sexkarte gezogen, was zwar mit der lasziven Tour subtiler war, als manch andere, aber dann doch nicht konsequent genug. Und so eingängig war der Titel nun auch wieder nicht.
Mir persönlich gefielen, klar, die Moldawen am besten. Tolle Show, geile Perfomance und das Lied könnte ich jetzt noch trällern, gröhlen, was auch immer. Aber entweder habe ich kein Musikgeschmack oder Europa. Ich tendiere immer noch zu zweitem. 😉
Danach ging es nach Hause, weil wir am nächsten Tag ja fit sein wollten, um weiterfeiern zu können.
Und wir fahren fit. Und ausgeschlafen. Ich jedenfalls, denn es war schon fast elf Uhr, als ich mich aus dem Bett bequemte…
Also kurz was gegessen, aus dem Arsch ein Gesicht gemacht geduscht und dann los zur großen Meisterfeier nach Dortmund. Während in der Bochumer U-Bahn noch die Farben blau-weiß dominierten – Bochum spielte um Platz drei in Liga zwei – wurde es in der S-Bahn Richtung Dortmund farblich angenehmer. Und voller. In der U-Bahn zur Markgrafenstraße war es dann nicht mehr voll. Es war rappelvoll. Eine Sardine in der Dose hat mehr Platz. Soße hätte bei uns nicht mehr reingepasst.
Dummerweise ging es auch erst gar nicht los. Anscheinend hatte jemand die Notbremse gezogen und da wir nach einer Viertelstunde losfuhren und an der nächsten Station ALLE rausgeholt wurden, muss man wohl von einem Notfall ausgehen. Die nächste Bahn fuhr immerhin tatsächlich ohne Probleme.
Nun waren wir an der B1 und schlenderten Richtung Bühne, zu der wir gar nicht mehr hin kamen. Die Hoffnung machten wir uns auch gar nicht. Hauptsache, wir standen an der B1, schauten uns die feierwütigen Fans an und kriegten etwas von der Party mit.
Das i-Tüpfelchen wären dann die Spieler gewesen, die am Truck an uns vorbeigezogen wären. Wäre, hätte – Fahrradkette. Nach gut drei Stunden, für 16 Uhr war die Mannschaft angekündigt, war uns klar, hier kommt die Mannschaft die nächsten Stunden auch nicht durch. Es war viertel vor vier und wir liefen die B1 hoch. Um halb fünf und ca. 2 km später war uns auch klar: Wir sehen die Mannschaft gar nicht mehr. Kurz im Internet nachgeschaut, was eigentlich Sache ist. Dort hieß es, dass die Mannschaft von der Polizei direkt zur Bühne gefahren wird, weil der Truck nicht weiterkam. Noch mal zurück kam für uns nicht in Frage. Wir wollten gegen 18 Uhr los fahren, was nicht geklappt hätte wenn wir ne halbe Stunde erst wieder zurückgelatscht wären. Wir hatten auch so genug gesehen, gesungen, fotografiert und erlebt.
Also quetschten wir uns wieder in die U-Bahn, wo ich immerhin einmal Glück hatte. Nicht ein besoffener Dortmund-Fan sondern eine Blondine rieb sich an meinem Körper. Man kann auch mal gewinnen. *hüstel*
Um kurz vor sechs kamen wir in der Bochumer Burg an, wo nur kurz noch die Sachen eingeräumt, sich herzlich verabschiedet und dann losgefahren wurde. Schnell den Tank aufgefüllt und mit 160 Sachen nach Hause. Eine Stunde 45 Minuten später war unser Wochenende dann auch zu Ende.
Fazit:
Dortmunder können feiern.
Bochumer sind realistisch.
Die Gastfreundschaft der Kuckelands unerreicht.